Seid September 2010 ist das Zebra Children`s Village mein neuer Lebensmittelpunkt. Ich mache viele neue Erfahrungen, die ich euch gerne mitteilen möchte. Dabei möchte ich allerdings keine Namen der Kinder oder Mitarbeiter verwenden. Wundert euch also nicht, wenn ich von der Sozialarbieterin, dem Wachmann oder der Haushälterin spreche; ich arbeite mit allen gerne zusammen und genieße die Gespräche mit ihnen während der Arbeit oder abends am Feuer in der Küche.

Montag, 7. Februar 2011

Immer mal wieder was Neues







Tja, seit dem ich das letzte Mal geschrieben habe, ist so einiges an Zeit vergangen. Zeit, in der vieles passiert ist… neue Kinder im ZCV, „Elternabend“ in der Schule, ein Hund mit dem Namen Tommy (oder doch lieber Tommesian), zwei neue kanadische Freiwillige, ein neuer amerikanischer Freiwilliger, Baubeginn für unser Greeny House (Gewächshaus), mühseliges Mähen von Gras, Besuch aus Kisii, Zahnpastatomaten vor meiner Haustür, eine neue Solaranlage in unserem Haus, Pick-up fahren und… Jama Choma.







Aber ich sollte dann vielleicht doch noch mal ein bisschen ins Detail gehen. Also, da zwei unserer Kinder aus den Ferien nicht wieder zurückgekommen sind, haben wir zwei neue Mädchen ins ZCV aufgenommen. Sie kommen aus einem Masai-Village ziemlich weit draußen, sind dort aber zur Schule gegangen. Durch den Tod ihrer Mutter und einem dauerhaft abwesenden Vater, waren sie dann jedoch mit ihrer sehr kranken Oma allein.
Außerdem haben mein Projektpartner und ich letzte Woche eine sehr arme Familie in Kiserian mit einem Lehrer von unserer Schule besucht. Dieser war durch seine Arbeit in der Kirche auf diese Familie aufmerksam geworden, die kaum Geld für Essen hat und daher den Kindern auch keine Schulbildung ermöglichen kann. Wir werden also vielleicht bald noch ein oder zwei Jungen mehr im ZCV haben… sofern wir irgendwo ein neues Bett herbekommen.
Ich war übrigens nach meinem Besuch bei der Familie positiv überrascht. Ich hatte mich auf einiges eingestellt, aber dadurch, dass der zwar sehr kleine Wohnraum und die Kleidung der Familie sehr sauber und ordentlich waren, war die Armut nicht so krass sichtbar, wie ich vorher gedacht hatte.
Vor dem Besuch der Familie, gab es in der Schule einen „Elternabend“ für alle Eltern mit Kindern auf der Schule. Das war schon ein merkwürdiges Gefühl als „Eltern“ zur Schule zu gehen und dort mitzuentscheiden, ob Kinder eine Klasse wiederholen oder nicht. Einziges Problem an der Sache war nur, dass fast ausschließlich Kisuaheli oder Kimasai gesprochen wurde und wir auch nach zwei Stunden immer noch bei Tagesordnungspunkt 1 von 4 waren.

Wir haben übrigens nicht nur zwei neue Mädchen im ZCV, sondern auch einen neuen Hund. Noch ist er sehr verspielt, aber irgendwann soll er einmal ein großer Wachhund werden! Nach anfänglicher Zuordnung des Hundes zum männlichen Geschlecht und der damit verbundenen Namensgebung muss jetzt allerdings ein anderer Name gefunden werden, da es sich nicht um einen Rüden, sondern um eine Hündin handelt.

Ich bin mal gespannt, wie das so weiter mit der Erziehung des Hundes geht. Es gibt da nämlich so einige Unstimmigkeiten zwischen den traditionellen Masai-Vorstellungen, die unter anderem besagen, dass das Anfassen eines Hundes Unglück bringt, und den Vorstellungen des neuen amerikanischen Freiwilligen.
Und da wären wir auch schon beim nächsten Thema: den neuen Freiwilligen. Seit drei Wochen haben mein Projektpartner und ich Verstärkung bekommen. Zuerst kam ein neuer Freiwilliger aus Amerika, der ein ganzes Jahr im ZCV bleiben wird und einige Tage später kam dann noch eine Mutter mit ihrer Tochter aus Kanada. Die Tochter wird fünf Monate hier bleiben, die Mutter reist schon nach sechs Wochen wieder ab. Derzeit ist die Zahl der Weißen hier also relativ hoch, was mir meine Arbeit auf der einen Seite erleichtert, da die Kinder mehr von anderen beschäftigt werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch jeden Tag wieder eine Herausforderung für mich, mit den Kindern Hausaufgaben und Nachhilfe zu machen, wenn sie von so vielen Personen abgelenkt werden.
Aber die Vorteile von mehreren Freiwilligen überwiegen eindeutig… vor allem was die harte Arbeit betrifft, die derzeit hier stattfindet, um ein Gewächshaus zu errichten. Mit diesem Bau haben wir letzte Woche begonnen und zwar nicht mit dem Bau an sich, sondern mit der Vorbereitung der Fläche, wo das Haus stehen soll. Wir mussten also zunächst einmal alles Gras, was dort kniehoch stand, mit einer Art Handsense abmähen. Und dann haben die Männer angefangen die ersten der 37 Löcher für Pfähle zu graben, damit wir ende nächster Woche dort einen Zaun stehen haben. Vorher müssen aber noch jeden einzelnen Pfahl einbetonieren und so einige Meter Stacheldrahtzaun ziehen.

In der letzten Woche habe ich übrigens noch nicht soviel bei der Vorbereitung der Fläche fürs Gewächshaus geholfen. Dafür gab es mehrere Gründe: Erstens habe ich die Wochen vorher ständig allein um die Häuser und an den Wegen unseres Geländes Gras mit der Hand gemäht, zweitens waren hier letzte Woche so viele Männer, dass keine Sense mehr für mich übrig war und drittens hatte ich Besuch von den beiden Freiwilligen aus Kisii.
Und mal wieder ein neues Thema: die zwei Mädels aus Kisii zu Besuch bei mir im Zebra… so schnell ist selten eine Woche vergangen ;). Wir hatten ne Menge Spaß miteinander beim Quatschen, Kochen (Chapati mit Jogurt-Dip und selbstgemachte Pommes), Früchte essen, Masai-Village besuchen, Masai-Markt überqueren und leer kaufen :) und am letzten Abend beim Übernachten auf einem Campingplatz an den Ngong Hills. Unser Zelt stand dort direkt am Hang, wurde aber erst spät am Abend von uns aufgesucht, da wir mit Marschmelow grillen am offenen Feuer beschäftigt waren. Vorher gab es übrigens einen wunderschönen Sonnenuntergang zu bestaunen!


So, was war da noch? Unser Haus! Also vor unserer Haustür wächst schon seit längerer Zeit eine Tomate. Doch seit neustem trägt sie doch tatsächlich kleine grüne Früchte und da ich sie jeden Morgen und jeden Abend mit meinem Wasser und er Zahnpasta vom Zähneputzen beglücke, bin ich der festen Überzeugung, dass die geernteten Früchte nach Zahnpasta schmecken werden!
Und dann gibt es noch eine neue Solaranlage in unserem Haus. Bis jetzt hatten wir ja immer nur zwei Lampen: eine in dem Zimmer von meinem Projektpartner und eine in unserem „Wohnzimmer“. Doch durch die neue Solaranlage können wir vier Lampen gleichzeitig betreiben, so dass wir jetzt noch eine Lampe in der Küche haben und eine in meinem Zimmer. Das ist echt genial, auch mal am Abend Licht zu haben, ohne eine Taschenlampe in der Hand halten zu müssen :).

Und nun zu den letzten zwei Punkten: Pick-up fahren und Jama Choma. Ich habe im Januar zwei neue Erfahrungen gemacht, die ganz wesentlich zum Leben hier in Kenia gehören. Zum einen hat die Zahl der hier fahrenden Matatus in letzter Zeit wesentlich abgenommen, so dass mein Projektpartner und ich dazu übergegangen sind, öfters mal hinten auf einem Pick-up mitzufahren. Im Gegensatz zum Matatu hat das den Vorteil, dass es nicht so eng ist und man bekommt den Fahrtwind um die Ohren geblasen.
Und was ist jetzt Jama Choma? Übersetzt heißt es „verbranntes Fleisch“ und genau das ist es auch! Es wird einfach ein großes Stück Fleisch (meist von einer Ziege) auf einen Grill ziemlich nah an die Kohle gelegt und solange geröstet bis es schwarz ist. Dazu noch ein bisschen Salz und Ugali und fertig ist das Festmahl. Wir hatten hier im Zebra an einem Freitag das Vergnügen: Mein Projektpartner hat einfach mal vier Kilo Fleisch gekauft und unser Wachmann hat dann für ne dreiviertel Stunde den Grill bedient und fertig war das Mittagessen! Zwischendurch haben wir übrigens nen Anruf vom Masai-Village bekommen, ob wir ne Ziege geschlachtet hätten?! Tja, Jama Choma ist halt ne sehr geruchsintensive Angelegenheit und für mich als Soßen-Fan vielleicht ein bisschen trocken, aber ansonsten ganz lecker.