Seid September 2010 ist das Zebra Children`s Village mein neuer Lebensmittelpunkt. Ich mache viele neue Erfahrungen, die ich euch gerne mitteilen möchte. Dabei möchte ich allerdings keine Namen der Kinder oder Mitarbeiter verwenden. Wundert euch also nicht, wenn ich von der Sozialarbieterin, dem Wachmann oder der Haushälterin spreche; ich arbeite mit allen gerne zusammen und genieße die Gespräche mit ihnen während der Arbeit oder abends am Feuer in der Küche.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Ich bin noch da

Ja... heute nur ein kurzer Eintrag... wir haben ein paar Probleme mit unserer Solaranlage. Daher fehlt mir Strom für meinen Laptop, um lange Einträge zu schreiben. Außerdem ist ja gerade Monatsende und ich habe eigentlich auch gar keine Zeit, da ich Abrechnungen und die offiziellen Berichte für das Waisenhaus schreiben muss.


Was auf jeden Fall ganz wichtig ist: mein Projektpartner ist endlich da und es hat tatsächlich ein bisschen mehr geregnet, so dass wir erstmal kein Wasser kaufen müssen :)
In letzter Zeit vermisse ich das Wetter und den Herbst in Deutschland. Könnt ihr wahrscheinlich nicht verstehen, oder? Hier ist es halt jeden Tag warm, oft bis 35 oder 36°C und alles ist vertrocknet... aber schon bald werden wir in Wasser schwimmen!


Ganz liebe Grüße an alle, die meine Einträge lesen :)

Sonntag, 17. Oktober 2010

Schule und Ko


Es ist mal wieder Sonntag und die Kinder sind in der Kirche. Ich hab also ein bisschen Zeit euch mal wieder vom Zebra Children`s Village zu berichten. 
In der letzten Woche hatte ich so einige Begegnungen mit hier frei lebenden Tieren. Da waren zum einen eine Hyäne, die entlang unseres Zaunes lief und zum anderen ein kleiner, aber hoch gefährlicher Skorpion, der sich unter einem der Trinkwassertanks der Kinder befand. Außerdem zeigte mir der Wachmann eines Abends noch die Überreste der Haut einer Schlange, die sich in der Nähe des Duschhäuschens der Kinder gehäutet hatte.


In der letzten Woche war ich das erste Mal richtig in der Schule. Wir mussten einige Schulgelder bezahlen und bei der Gelegenheit habe ich mich mit einigen Lehrern unterhalten. Die Schulleistungen der Kinder werden von den jeweiligen Klassenlehrern zusammengefasst und anschließend wird ein Ranking erstellt, aus dem genau hervorgeht in welcher Position sich die Kinder in der Klasse befinden. Nach diesem Ranking erhalten die Kinder dann auch in der Klasse ihre Sitzpositionen, so dass man anhand des Sitzplatzes genau erkennen kann, wie gut oder schlecht das Kind in der Schule ist. Für die Kinder sicherlich nicht immer so ganz einfach, ich muss aber ehrlich zugeben, dass mir dieses Ranking im Moment sehr hilfreich ist, da ich sehr schnell erkennen kann, wer Nachhilfe braucht und wer nicht. Vor allem die größeren Kinder bereiten mir da Kopfzerbrechen. Sie haben sehr schlecht in den letzten Examens abgeschnitten und kommen meist ohne Motivation zum Lernen gegen 5:00 Uhr nach Hause. Dann müssen sie ihre Schuluniform waschen und helfen bei der Zubereitung des Abendessens. Wenn das Abendessen beendet ist, ist es dunkel. Geht dann auch noch das Licht aus, weil nicht genug Solarenergie da ist, sieht es schlecht aus mit Hausaufgaben oder Nachhilfe für die größeren Kinder. Oft bin auch ich gegen 8:00 Uhr abends einfach nicht mehr motiviert genug, um mich gut gelaunt mit ihnen zusammenzusetzen… schließlich fing mein Tag ja um 6:00 Uhr morgens an und vor allem die nach Nachmittage sind immer sehr anstrengend, da es dort heiß mit 12 kleinern Kindern gleichzeitig Hausaufgaben machen und lernen. Ich hoffe aber, dass die Arbeit demnächst ein bisschen leichter wird… mein Projektpartner kommt nämlich morgen und dann können wir uns die Arbeit teilen :).

Dann muss nächste Woche nur noch Regen kommen und alles ist SUPER!!! oder wir müssen halt wieder Wasser kaufen. Die Kinder laufen zwar jeden Tag zum Waschen und zum Duschen runter zum Wasserloch, aber die Tanks sind trotzdem bald leer. Außerdem ist das Gras inzwischen so trocken, dass die Küche nur noch wenig Milch geben und wir eigentlich Futter für sie kaufen müssten. Dafür fehlt aber das Geld.
Ich melke übrigens immer noch zweimal pro Tag, allerdings kann ich das inzwischen so gut, dass ich nebenbei vom Wachmann in Kisuaheli unterrichtet werde :). 



Freitag, 15. Oktober 2010

Ein bisschen anders ;)

Hab mir gestern mal frei genommen und nen Abend mit den Freiwilligen aus der Umgebung verbracht. Vorher war ich in einem Salon und hab mir mal eben in 4 1/2 Stunden die Haare flechten lassen.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Charly again

Meinen ersten Blogeintrag aus Kenia hatte ich mit der Überschrift „Some things about Charly“ versehen und wollte eigentlich regelmäßig von ihm bzw. der Fledermaus berichten. Jedoch hatte ich mich so schnell an meinen kleinen Mitbewohner sowie seine Laute in der Nacht gewöhnt, dass ich ihn ganz vergaß. Bis Sonntagabend ein heiteres Geflattere in meinem Zimmer starte. Charly war wohl wie gewöhnlich los geflogen, um Nahrung zu sammeln, aber scheinbar handelte es ich gar nicht um einen Charly, sondern um eine Charline, deren Nachwuchs nun fleißig fliegen übte. Ich war sehr froh, dass ich ein stabiles Moskitonetz habe, denn ansonsten wäre die kleine Fledermaus wohl des Öfteren auf meiner Bettdecke gelandet. So krabbelte sie aber nur an meinem Moskitonetz herum, flog ab und zu los, um am Fenster zu landen und kehrte dann zu meinem Moskitonetz zurück. Echt faszinierend so eine Fledermaus mal von ganz nah zu betrachten :). Inzwischen scheint nun auch der Nachwuchs mit auf Nahrungssuche zu gehen, denn es ist nachts wieder ganz ruhig bis die Fledermäuse gegen 5:30 Uhr zurückkehren.



In der letzten Woche habe ich zudem das erste Mal Affen in freier Wildbahn gesehen. Ich war mal wieder mit einem Matatu unterwegs, als ich die Affen am Straßenrand sah. Es waren so ungefähr 6-7 Stück, die sich wohl für die Sachen interessierten, die die Menschen so am Straßenrand liegen lassen. Und wo wir gerade bei Matatus sind: Ein paar Fakten zu den Kleinbussen:
-   Der Mann, der fürs Ein- und Aussteigen der Fahrgäste zuständig ist, heißt Kontakter… häufig daran zu erkennen, dass er mehr oder weniger außen an der Tür hängt.
-    Es gibt Matatus mit Anschnallgurten.
-    In der ersten Reihe im Matatu herrscht sogar Anschnallpflicht… zumindest entnehme ich das den Reaktionen der Fahrgäste falls mal Polizei in der Nähe ist.
-    Jedes Matatu hat einen kleinen Feuerlöscher und einen Ersatzreifen.
-    Reifenwechseln geht mit Hilfe von Steinen und gleicht einem Boxenstopp in der Formel-1: Es dauert meist weniger als 5 Minuten und die Fahrgäste bleiben natürlich im Matatu sitzen.
-    Matatus fahren auch mal 120 kmh.
-    Insbesondere von außen nicht mehr so ganz neue Matatus verfügen über eine außerordentlich lautstarke Musikanlage. Matatus der neueren Sorte besitzen teilweise sogar kleine Bildschirme, um die zu den Liedern passenden Videoclips abzuspielen.
-    Fährgäste eines Matatus dürfen (mit Ausnahme der Kinder) nicht übereinander sitzen, sondern müssen immer nebeneinander sitzen… egal wie eng das auch sein mag.
-    Und zu guter letzt: die Fahrpreise können sich mit der Tageszeit und damit mit der Anzahl der Fahrgäste ändern.
Ich würd euch gern ein Foto von einem Matatu zeigen, aber die sind immer so schnell unterwegs…

Samstag, 2. Oktober 2010

Ein Tag im ZCV

Es ist Zeit mal wieder vom Zebra Children´s Village und mir zu berichten. Die Kinder sind heute auf einem Schulausflug in Nairobi und werden erst heute Abend zurück sein. In der letzten Woche gab es so einiges an hin und her aufgrund des Schulausfluges, da es kein Geld für die Finanzierung gab. Letztendlich brachten jedoch die beiden Freiwilligen, die an der Schule der Kinder arbeiten, das Geld für alle Kinder auf. Ich bin gespannt, was die Kinder von ihrem Ausflug berichten, wenn sie zurück sind.

Inzwischen hat mein Leben hier im Zebra Children`s Village ein bisschen Struktur erlangt. Mein Tag beginnt morgens um 6:15 Uhr damit, dass ich Wasser, Zahnbürsten und Zahnpasta im Hauptgebäude einsammle und mich dann in Richtung Küche bewege, wo die Kinder nach ihrem Frühstück Zähneputzen bevor sie zwischen 6:30 Uhr und 6:40 Uhr in Richtung Schule losgehen. Sind alle Kinder fertig, kann ich selber frühstücken und habe dann Zeit die anfallenden Aufgaben zu erledigen. Da wäre zunächst jeden Morgen der Weekly Plan: Hier verteile ich Sticker, wenn die Kinder ihre Aufgaben am Vortag wie Putzen der Toiletten oder Müll sammeln erledigt haben. Anschließend gehe ich meist auf Suche nach Wäscheklammern, die die Kinder immer noch überall verteilen, und räume im Office auf.
An zwei Tagen pro Woche fahre ich zudem nach Kiserian, um für die Kinder einzukaufen. Dies ist nötig, da am Mittwoch „Früchte-Tag“ ist und am Wochenende bekommen die Kinder zum Frühstück frisches Brot. Diese beiden Dinge lassen sich nicht zusammen mit dem Monatseinkauf erledigen und so habe ich zugleich die Gelegenheit für mich einzukaufen :).
Da hätte ich eine wichtige Aufgabe doch fast vergessen: Seit ein paar Tagen muss ich jeden Morgen und jeden Abend zusammen mit unserem Wachmann die Kühe melken. Er ist ganz stolz, dass ich das Melken so schnell von ihm gelernt habe und will mich nun perfekt machen :). Dazu holt er mich jeden Morgen persönlich ab und hat mir sogar einen kleinen Hocker zum Sitzen gebaut, damit ich nicht auf dem Boden knien muss. 


Außerdem hat er das kleine Gehege, in dem die Kühe zum Melken angebunden werden, ein bisschen umgebaut, da ich mir einmal den Kopf gestoßen habe. Ich arbeite gerne mit ihm zusammen, auch wenn ich ihn meistens nicht verstehe, da er nur Kisuaheli und kein Englisch spricht. Ein Grund mehr für mich fleißig weiter Kisuaheli zu lernen…ab und zu versteh ich die Kinder schon!!
Mit dem Wachmann hab ich in der letzten Woche übrigens auch unseren Garten neu bepflanzt. Wir haben Tomaten, Zwiebeln, Zkumawiki (etwas Spinatähnliches) und Kohl ausgesäat und nun müssen wir alle jeden Abend zum Wasserloch laufen und Wasser zum Bewässern des Gartens holen. Aber es wird bald Regen kommen und dann wächst es im Garten ganz von alleine.
Bevor es zum Wasserholen am Abend geht, bin ich am Nachmittag mit den Kindern beschäftigt. Die meisten kommen gegen 13:30 Uhr aus der Schule und dann heißt es erst einmal Schuluniform waschen und anschließend Hausaufgaben machen bzw. lernen. Meist bleibt dann noch ein bisschen Zeit zum Spielen, wenn die Kinder ihren Weekly Plan erledigt haben. Gegen 17:00 Uhr gibt es dann Chai (Schwarzer Tee mit viel Milch) für alle. Ja, auch ich trinke inzwischen Chai…musste mich aber erst an die ganze Milch im Tee gewöhnen.
Sind alle mit Chai versorgt, geht es dann für die meisten zum Wasserloch. Jedoch bleiben vor allem die großen Mädchen und die Haushälterin in der Küche, um mit dem Zubereiten des Abendessens zu beginnen. Da sie auf einer Feuerstelle kochen, dauert es immer recht lange bis das Essen für die Kinder fertig ist. Aber es ist ein gemütliches Beisammensitzen – für mich wie Osterfeier im Kleinen und das jeden Abend. Manchmal esse ich dann auch mit den Kindern. Es gibt jeden Abend Ugali (Teig aus Wasser und Maismehl) und Bohnen oder Kohl. Oft koche ich aber auch mittags für mich, wenn die Kinder noch in der Schule sind, und sitze dann abends nur bei den Kindern, wenn sie essen. Nach dem Essen geht es dann zum Zähneputzen und die Kinder waschen sich in den Duschhäuschen. Wenn am Tag genügend Sonne geschienen hat, haben wir auch abends noch Licht, um zusammenzusitzen. Ansonsten gehen die Kinder nach dem Waschen und Zähneputzen schlafen. Genau wie ich!