Seid September 2010 ist das Zebra Children`s Village mein neuer Lebensmittelpunkt. Ich mache viele neue Erfahrungen, die ich euch gerne mitteilen möchte. Dabei möchte ich allerdings keine Namen der Kinder oder Mitarbeiter verwenden. Wundert euch also nicht, wenn ich von der Sozialarbieterin, dem Wachmann oder der Haushälterin spreche; ich arbeite mit allen gerne zusammen und genieße die Gespräche mit ihnen während der Arbeit oder abends am Feuer in der Küche.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ferien

Juhu, endlich sitze ich vorm Laptop, um mal wieder aus meinem Leben hier im Zebra Children`s Village zu berichten. Die letzten Wochen waren ziemlich stressig: Einige Kinder waren krank und mussten zum Arzt; die Schule war für eine Woche geschlossen und die Kinder wollten den ganzen Tag beschäftigt werden; die Kinder mussten auf die Abschlussklassenarbeiten in der Schule vorbereitet werden; und dann die kleinen Ärgernisse des Alltags wie kaputte Fensterscheiben, kein Feuerholz zum Kochen in der Küche, Schlammberge und Überflutungen nach Regenfällen in der Nacht, nicht stillstehende Kühe beim Melken, herumlaufende Kälber, Schlagen in den Toiletten, weinende Kinder, nicht müde werdende Kinder und schließlich Kinder, die einen einfach nicht loslassen und ständig überall küssen :)
Ja, das war der November in Kurzfassung und heute ist schon der 1. Dezember!? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Ihr habt Minusgrade und Weihnachtsdeko überall – ich habe 30°C oder mehr jeden Tag und Weihnachten überhaupt nicht im Sinn. Aber da war ja was: Hab gestern Post aus Flensburg bekommen (DANKE Franzi!!) und jetzt auch einen kleinen Adventskalender!
Aber was ist im November noch so passiert? Zuerst einmal hat es relativ häufig geregnet, so dass hier jetzt alles richtig grün ist. Viele der Bewohner sagen sogar, dass es schon seit langem nicht mehr so grün hier war! Ich find es auf jeden Fall sehr cool, denn die ersten zehn Wochen, wo noch alles grau-gelb war, waren für mich als Landkind schon sehr gewöhnungsbedürftig.


Noch nicht ganz so grün, aber das Beweisfoto, 
dass hier Strauße vor der Tür leben.

Außerdem habe ich im November meine ersten Kontakte mit kenianischen Ärzten gehabt. Auf der einen Seite war ich krank und auf der anderen Seite bin ich mit einigen Kindern bei Arzt gewesen. Ein Mädchen hatte einen Nagel im Fuß, bei zwei Kindern musste Zähne gezogen werden und dann hatte noch ein Junge Malaria. Ich bin also mit den Kindern im Matatu nach Kiserian gefahren und dort ins „Hospital“ gegangen. Die Kinder wurden untersucht und behandelt genau wie es in Deutschland auch der Fall ist nur, dass die Ärzte hier mit weniger Ausstattung als in Deutschland arbeiten und (zumindest in Kiserian) nicht so viele hochmoderne Geräte haben. Anschließend wird die Behandlung direkt bezahlt und immer mehrere Medikamente verteilt. Dies war bzw. ist für mich ein fragwürdiger Punkt: Medikamente werden hier echt wie Süßigkeiten gegessen und verteilt. Nach jedem Arztbesuch hatte ich wieder eine Tüte mehr mit mindestens drei verschiedenen Medikamenten, die die Kinder dreimal am Tag nehmen sollten.
Es gab im November aber auch viele schöne Erlebnisse. An einem Wochenende war ich mit den Freiwilligen hier aus der Umgebung in Nairobi zum Feiern. Zusammen mit meinem Vorgänger von Zebra Children`s Village fuhren wir in eine Disko, in der an diesem Tag Livemusik auf einem riesigen Gelände gespielt wurde. Wir mussten zwar permanent auf unsere Wertgegenstände und Taschen aufpassen und es wurden auch ein paar Kleinigkeiten geklaut (keine Ahnung wie die das angestellt haben), aber wir hatten auch ne Menge Spaß!!...  Schüchternheit kennen die Kenianer nicht, wenn es darum geht, weiße Personen anzusprechen.
Außerdem haben wir an einem der Tage, an denen die Kinder schulfrei hatten, einen kleinen Ausflug zum Fluss hier in der Nähe gemacht. Ich dachte ja, dass ich weiß wie der Fluss bzw. das Flussbett hier aussieht, aber ich wurde eines bessern belehrt. Vom einen auf den anderen Moment habe ich gedacht, ich bin nicht mehr in der Nähe des ZCV, sondern mitten im Urwald!






Und nochmal der Vergleich: meine bisherige Vorstellung vom Fluss...
... und meine erweiterte Vorstellung vom Fluss:

Den Rest des Novembers waren wir damit beschäftigt mit den Kindern für die Schule zu lernen. Hier endet ein Schuljahr Ende November mit den Abschlussexamen und dann haben die Kinder einen Monat frei. Anfang Januar geht die Schule dann mit dem neuen Schuljahr los und die Kinder haben wieder drei Monate Schule bis im April erneut ein Monat frei ist. Das heißt für mich, dass ich jetzt auch einen Monat frei habe, da die Kinder von ihren Erziehungsberechtigten abgeholt wurden, um Weihnachten zu Hause zu verbringen. Ich bin jetzt ganz allein hier im ZCV zusammen mit dem Wachmann und genieße die Ruhe. Dabei lerne ich von morgens bis abends mit dem Wachmann Kisuaheli und unterhalte mich mit den Massai-Männern, die hier regelmäßig vorbeikommen, um ihre Handys an unserer Solaranlage aufzuladen. Zwischendurch mache ich mich mal auf den Weg, um ne Runde zu laufen oder in Kiserian einzukaufen. Kochen tu ich im Moment eigentlich nicht; das macht alles der Wachmann :) Genauso wie Wassermelonen pflanzen, weil ich die ja so gerne esse und dann halt nicht immer nach Kiserian fahren muss, um mir welche zu kaufen :)
Nächste Woche werde ich dann wohl in Richtung Viktoria See aufbrechen, um dort andere Freiwillige zu besuchen...

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